Paulina Olowska erhält den Kunstpreis Aachen 2014. Anlässlich der Preisverleihung entwickelt Olowska im Frühjahr 2015 ein ortspezifisches Ausstellungsprojekt im Ludwig Forum für Internationale Kunst.
In ihrer Arbeit durchforstet Paulina Olowska den historischen Fundus der Moderne, stöbert in der Kunst- und Designgeschichte und bedient sich bei Mode und Werbung. Fasziniert von den utopischen Versprechen der historischen Avantgarde, eignet Olowska sich deren Techniken an. So arbeitet sie in unterschiedlichen Medien wie Performance, Video, Skulptur, Malerei und Mode, kuratiert Ausstellungen mit anderen Künstler/innen oder organisiert Events. Dabei treten Frauen vergangener Zeiten wieder ins Rampenlicht, durch Olowska neu bewertet und in die Historie eingeordnet. Sie wirft die Frage auf, wie wir Geschichte und somit auch die Gegenwart lesen, beurteilen und verhandeln.
Die Aachener Ausstellung Needle/Nadel untersucht die Konzepte industrieller und künstlerischer Produktion und thematisiert die niemals geradlinigen Prozesse, die zur Entstehung eines Kunstwerks führen. Olowska schöpft aus verschiedensten Quellen, sie nutzt Gefundenes, Kunsthandwerk und Recycling- oder Abfallprodukte der industriellen Produktion und kombiniert sie mit ihren eigenen Gemälden und Skulpturen. In der Konfrontation von high und low-Materialien können in ihren Werken Marmor, Metall und Tapetenreste der 1960er Jahre aufeinandertreffen. Die Ausstellung inszeniert das Wechselspiel von Positiv und Negativ, indem sie auch die Fehlstellen und Nebenprodukte der Kunstwerke sichtbar macht.
Dabei spielt der Titel Needle/Nadel mit der Geschichte des Gebäudes und dem damit verbundenem Handwerk. Einst Produktionsstätte für die größte Schirmfabrik der Welt, die zentrale Halle mit Arbeiterinnen gefüllt, zeigt das Ludwig Forum heute internationale Kunst. In diesem industriellen Kontext der Vergangenheit verhandeln Olowskas Werke Vorstellungen von Handwerk und Arbeit gegenüber dem zerbrechlichen Moment des künstlerischen Schöpfungsaktes. So verfolgt die Ausstellung gleich mehrere von Olowskas emblematischen Themen: Genderism, Mode und eine kritische Nostalgie, die in der Vergangenheit schwelgt und zugleich die Deutung von Geschichte und somit auch der Gegenwart hinterfragt und verhandelt.
KuratorInnen: Dr. Brigitte Franzen und Julia Küchle
Paulina Olowska, 1976 in Danzig geboren, studierte an der School of the Art Institute, Chicago, sowie an der Akademie der Künste, Danzig. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Krakau. Olowska kann auf eine Reihe von Einzelausstellungen in den renommiertesten Museen für Zeitgenössische Kunst zurückblicken, zuletzt in der Kunsthalle Basel (2013), dem Stedelijk Museum, Amsterdam, im MoMa, New York (2012) und in der Münchner Pinakothek der Moderne (2009). Bei Gruppenausstellungen wurden ihre Arbeiten u.a. im Museum of Modern Art, Warschau, in der Sammlung Goetz, München, im Carnegie Museum of Art, Pittsburgh, und im Museum Folkwang, Essen, gezeigt.
Der Kunstpreis Aachen wird alle zwei Jahre einem bildenden Künstler verliehen, dessen Arbeiten der internationalen Kunstszene nachhaltige Impulse geben. Der Kunstpreis Aachen ist eine Stiftung der Freunde des Ludwig Forums für Internationale Kunst e.V. und wird ermöglicht durch eine Kooperation mit der Stadt Aachen und der Aachener Wirtschaft. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und verbunden mit einer Ausstellung im Ludwig Forum. 2014 wird der Kunstpreis Aachen gefördert von Culture.pl, der BMW Group München, Rhein-Nadel Automation GmbH, Sparkasse Aachen und weiteren Firmen und Akteuren.
Jury des Kunstpreises Aachen 2014: Dr. Sabine Breitwieser, Direktorin Museum der Moderne, Salzburg; Dr. Ulrike Groos, Direktorin Kunstmuseum Stuttgart; Dr. Brigitte Franzen, Direktorin Ludwig Forum Aachen; Ernst Höhler, Vorsitzender Verein der Freunde des Ludwig Forums e.V.
Bisherige Träger des Kunstpreises Aachen: Phyllida Barlow (2012), Pawel Althamer (2010), Aernout Mik (2008), Roman Signer (2006), Andreas Slominski (2004), Tacita Dean (2002), Michael Asher (2000), Richard Tuttle (1998), Katharina Fritsch (1996), Christian Boltanski (1994), On Kawara (1992), Ilya Kabakov (1990), Richard Long (1988), A.R. Penck (1985) sowie Luciano Fabro (1983).
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Paulina Olowska – Needle / Nadel, Ausstellungsansichten
Fotos: Carl Brunn / Ludwig Forum Aachen