Die Serie ortsbezogener Arbeiten in der zentralen Halle des Ludwig Forum, die 2011 mit der Klanginstallation von Susan Philipsz begann, findet in diesem Frühjahr ihre Fortsetzung in einem Projekt des Detroiter Künstlers Michael Edward Smith, dessen Werk in Deutschland erst in einer einzigen institutionellen Einzelausstellung zu sehen war. Smith erreicht in seinen in situ vollendeten Arbeiten eine machtvolle Synthese von Autonomie und Verweiskraft – die Objekte, Bilder und Videos sind Destillate gesellschaftlicher Dynamiken, aus denen sie ihre Vitalität als Ding beziehen.
Konkreter Impulsgeber ist Smiths Wahrnehmung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise in den USA, die in seiner Heimatstadt Detroit mit dem Niedergang der Automobilindustrie schon vor langer Zeit einsetzte. Der Moment der Behauptung gegen den Druck dieser Verhältnisse materialisiert sich in den Objekten und zeigt sich deutlich in Titeln und Videosequenzen.
Die Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen und Videos, die Smith in den vergangenen Monaten in New Hampshire für die Ausstellung gefertigt hat und die er im Ausstellungsraum zu einem Kraftfeld fügt, erfahren erst in der Inszenierung vor Ort ihre endgültige Ausformung und Zuspitzung. Ganz unterschiedliche Materialien werden mit Klebeband, Industrieschaum, Harzen, Ölen oder Lacken bearbeitet oder einfach nur beschnitten, freigestellt und im Ausstellungsraum ausgesetzt. Dort präsentieren sie sich meist nicht einfach, sondern verkriechen sich hinter Leitungen, kauern über Neonröhren, ducken sich hinter Wandvorsprünge oder ziehen sich vor der Leere der Räume in Winkel und Ecken zurück. In ihrem Verhalten im Raum und ihrer besonderen Körperlichkeit scheinen sie den Raum eher heimzusuchen als sich ihm passiv einzugliedern. Die Inszenierung einer autonomen, wesenhaften und unheimlichen Dingwelt erzeugt ein atmosphärisch dichtes Feld, in dem sich die amerikanische Gesellschaft in dem verstörenden Potenzial der Dinge selbst spiegelt.
Kuratorin: Anna Sophia Schultz
Michael E. Smith, Ausstellungsansichten