Mehr als zweihundert Werke im Erdgeschoss des Aachener Ludwig Forum haben Platz gemacht für die Installation Seven Tears, eine Arbeit der schottischen Künstlerin Susan Philipsz. Doch die Wände sind weiß geblieben, die Räume leer. Denn das siebenteilige Werk der Turner-Preisträgerin 2010 ist unsichtbar – ein polyphones Klangwerk, über 23 Lautsprecher in die zentrale Halle eingespielt. Ein Instrumentalstück sowie Madrigale, Balladen und Rundgesänge aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert, die das Thema Wasser variieren, schaffen im Zusammenspiel ein einzigartiges Klangerlebnis und fügen dem architektonischen Raum eine neue skulpturale Dimension hinzu. Der Besucher kann die alte Fabrikhalle über die präzise choreographierten Klänge völlig neu erleben. Beim Flanieren durch den Raum erfährt seine Wahrnehmung eine stetige Veränderung.
Mit Seven Tears greift Philipsz eine Soundarbeit auf, die sie 2010 in der Londoner Innenstadt unter dem Titel Surround me präsentiert hat. Dort hatte sie an Wochenenden in menschenleeren Gassen, Hinterhöfen und rund um historische Gebäude des alten Bankenviertels die barocken Gesänge erklingen lassen. Ergänzt um einen neuen siebten Song werden diese Stücke im Ludwig Forum nun zu einem komplexen Klangereignis zusammengeführt.
Mit dem Thema Wasser stellt Philipsz in ihrer Arbeit für das Ludwig Forum den Bezug zur Geschichte der Stadt Aachen und ihren heißen Quellen her. Dabei spielt die Jahrhunderte alte Kultur der Trink- und Badekuren und das Verschwinden der Quellen aus dem öffentlichen Straßenbild für sie in der Konzeption eine wichtige Rolle.
Kuratorin: Anna Sophia Schultz
Ältere Soundarbeiten der Künstlerin: http://ludwigforum.de/ausstellungen/archiv/2011/susan_philipsz/arbeiten-frueher/index.html
Susan Philipsz – Seven Tears, Ausstellungsansichten
Fotos: Carl Brunn / Ludwig Forum Aachen