Der französische Künstler Eric Baudelaire beschäftigt sich in seinen Filmen, Fotografien und Installationen mit Geschichte, ihren Quellen, Bildern, Repräsentations- und Wahrnehmungsweisen. The Ugly One (2013) ist eine Geschichte und Dokumentation zugleich – über Liebe, Erinnern und Vergessen – und über Beirut, eine Stadt, die von Jahrzehnten des Bürgerkrieges gezeichnet ist. Der Film erzählt von Lili und Michel, die bei dem Versuch, sich ihrer Vergangenheit wie Gegenwart als Widerstandskämpfer zu stellen, nach Sinn, Zweck und Folgen militanter Aktionen fragen. In ihren Gedanken und Gesprächen kreist das Paar um einen geplanten oder bereits durchgeführten Anschlag und um das Schicksal eines jungen Mädchens, das zur Projektionsfläche für Lilis Schuldgefühle wird. Sie versuchen eine Vergangenheit zu rekonstruieren, die zugleich auch das gedankliche Konstrukt einer Zukunft in sich trägt.
Baudelaire verwebt die Szenen mit Aufnahmen des noch immer von Bombeneinschlägen und Einschusslöchern geprägten Stadtbildes von Beirut. Der japanische Filmemacher und ehemals als Mitglied der Japanischen Roten Armee im Libanon aktive Linksextremist Masao Adachi schrieb eine erste, bewusst unverfilm-bare Drehbuchversion, die Eric Baudelaire während der Dreharbeiten ständig neu arrangierte. Mit Adachis Erinnerungen verwoben, entsteht eine politische Erzählung, die die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion sowie zwischen Zeiten und Generationen verschwimmen lässt und zugleich miteinander konfrontiert.
Ausstellungstext_The Ugly One_Eric Baudelaire
Der Film wird als Installation gezeigt, zusammen mit den Skripten Adachis.
Tägliche Vorführung:
12 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr; Do 18 Uhr
Sa 24.10. & Sa 21.11. nur 12 Uhr und 14 Uhr
Courtesy the Artist and Poulet-Malassis films
Kuratorin: Miriam Lowack
Im Rahmen des von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsprojektes Videoarchiv