Bleimeer_Bandau

Joachim Bandau, Großes Bleimeer, 1989/90, Blei über Holzkern, 721 x 721 cm – 1000 x 1000 cm, Schenkung 2000, Ludwig Forum für Internationale Kunst

 

Der in Köln geborene Künstler entwickelte nach seinem Studium an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Anfang der 1960er Jahre ein umfangreiches plastisches Oeuvre. Seine minimalistischen Skulpturen waren zunächst aus glasfaser-verstärktem Polyester. In dieser Zeit war Köln sein Lebensmittelpunkt. Hier setzte er künstlerische Impulse, wie beispielsweise die Gründung der Kölner Gruppe K-66 und wurde durch Förderungen und Preise ausgezeichnet. International machte er sich durch seinen Beitrag zur 6. documenta 1977 mit motorgetriebenen Stahlblechskulpturen auf Rädern einen Namen. Ab den 1980er Jahren bis 2001 übernahm Joachim Bandau verschiedene Professuren. Mit seiner Lehrtätigkeit für Bildhauerei an der RWTH Aachen wurde Aachen und später auch Stäfa in der Schweiz zu seinem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt.

In der Sammlung des Ludwig Forum befinden sich mehrere bedeutende Arbeiten von Joachim Bandau, wie etwa zwei große monochrome Aquarelle aus schwarzem Pigment auf schwerem Büttenpapier aus der Werkgruppe „Schwarz-Aquarelle“, mit der Joachim Bandau nach seinen Bunkerzeichnungen von 1976/78 begann. Mit breitem japanischen Haarpinsel setzte Joachim Bandau Bahn für Bahn präzise und kontrolliert bis zu 20 Schichten übereinander, um eine maximale Pigment-Sättigung zu erreichen. Die tiefschwarzen Rechtecke aus Pigmentschleiern, die jegliches Licht schlucken, wirken wie Felder geballter Energie.

Als Hommage an den Künstler und anlässlich des Jubiläums des Hauses wird im Sommer 2016 die Arbeit „Großes Bleimeer“ von 1989/90 präsentiert. Die monumentale Bodenskulptur gehört zu der Serie der bleiummantelten Holzkern-skulpturen. Sie besteht aus 87 unterschiedlichen, konisch aus 12 Bühnenpaletten zugeschnittenen Rechtecken, die locker zu einer rechteckigen Gesamtfläche geordnet sind. Die einzelnen Schollen sind, je nach Position der unterseitigen Leiste in verschiedenen Winkeln zum Untergrund gelagert, so dass sich der Eindruck einer zerklüfteten, zersplitterten Oberfläche ergibt. In Verbindung mit dem Titel „Großes Bleimeer“ erinnert die aufgebrochene Fläche an das „Eismeer“ von Caspar David Friedrich. Doch geht es bei Bandau nicht um eine dramatische Tragödie in arktischer Landschaft, sondern vielmehr um das Spannungsverhältnis von berechenbarer Geometrie und Störungen –wie etwa kipplige Schrägen und widersprüchliche Assoziationen, die die Verbindung von Blei und Meer hervorrufen. (A.L.)