Keren Cytter, Monkey 2, 2021, Courtesy the artist

Bad Words

Keren Cytter

Eröffnung: Fr 24.06.2022, 19 Uhr

Der Eintritt zum Festival und zur Ausstellung ist am Eröffnungswochenende frei.

Das multidisziplinäre Werk der in New York lebenden Künstlerin Keren Cytter umfasst Filme, Seifenopern, Theaterstücke, Skulpturen, Zeichnungen, Romane, Zines, Lebensratgeber und Kinderbücher, sowie auch Festivals. Mit mehr als einhundert Arbeiten, die zwischen 2002 und 2022 entstanden sind, präsentiert die Übersichtsausstellung Bad Words im Ludwig Forum Aachen erstmals die vielfältigen Interessengebiete der Künstlerin zusammen. Die besondere Anordnung der Arbeiten auf den drei Ausstellungsebenen des Ludwig Forums folgt Cytters anhaltendem Interesse an persönlichen Mythologien und den verschiedenen Lebensabschnitten, wobei Text und Sprache als entscheidende Elemente ihrer Praxis hervorgehoben werden.

Der erste Raum stellt eine Reihe von Kinderbüchern, Skulpturen und Animationsfilmen vor, die die Kindheit als Suche nach der eigenen Identität in Nähe und Distanz zu Familie, Freunden und Fremden beschreiben. Auf diese Installation folgen eine Reihe von Zeichnungen und zwei Videos, die die sich ständig verändernden Gefühlswelten junger Menschen widerspiegeln: Klischeehafte Ikonen wie Che Guevara oder Persönlichkeiten wie der Underground-Filmemacher und Pionier des Queer Cinema Kenneth Anger veranschaulichen mögliche Bandbreiten der Jugendkultur und Sozialisation. Der Titel der Ausstellung ist ihrem Film Bad Words or when you wake up and realize that you are late to your job interview with your best friend’s ex and you are not a lesbian, but the product of a patriarchal society that’s conditioned you to see women as sex objects (2021) entlehnt. Keren Cytter dramatisiert die heutige neue Normalität, die von den sozialen Medien und dem Internet beherrscht wird und durch einen Zustand der permanenten Vernetzung, Zirkulation und aktualisierten Präsenz gekennzeichnet ist, was zum Zusammenbruch klarer Grenzen zwischen privat und öffentlich führt.

Weitere Stationen der Ausstellung umfassen Keren Cytters zahlreiche Kollaborationen, vor allem mit dem New Yorker Künstler John Roebas. Mit ihrem gemeinsamen skulpturalen Projekt Ego-bodies machen Cytter / Roebas spielerisch deutlich, dass Irritationen und fragmentierte Körper ebenso zum Erwachsenwerden gehören wie die Auseinandersetzung mit dem ganzen Geschehen. Art Projects Era (A.P.E.), eine Non-Profit-Organisation und Produktionsplattform, ist eine weitere Zusammenarbeit, die gemeinsam mit den Kuratorinnen Maaike Gouwenberg und Kathy Noble gegründet wurde. Seit ihrer Schaffung im Jahr 2010 hat A.P.E. die Grenzen institutioneller Strukturen durch Festivals mit internationalen Performancekünstler*innen, Schriftsteller*innen, Tänzer*innen und Musiker*innen in Amsterdam, Basel, Bologna, Bregenz, Düsseldorf, New York, Warschau und Zürich in Frage gestellt.

Im letzten Raum zeigen 825 Polaroid-Fotos aus den Jahren 2012-2013 Familie, Freund*innen, Objekte, Filmsets, Landschaften, manipulierte Porträts – eine Sammlung von Bildern, in denen Cytter verschiedene fotografische Genres imitiert und die sie ironisch oder affirmativ MOP (Museum of Photography) (2013) nennt, um die Macht der Erinnerung und die Deutungshoheit von Institutionen zu hinterfragen. Dahinter dokumentiert eine Serie von blauen Zeichnungen Wohnungen, in denen sich die Künstlerin in letzter Zeit aufgehalten hat ­ – ihr Haus in Queens und ein Haus in Lausanne, in dem sie zehn Tage lang unter Quarantäne stand –, Stillleben und Fensteransichten, gezeichnet mit einem Kugelschreiber auf kleine Blätter, die sie in einem Umschlag mit sich brachte und im Ausstellungsraum wieder zusammensetzte.

Alle gezeigten Werke sind durch eine neue, ortsspezifische Installation miteinander verbunden: ein Text, der sich über die Wände des Museums erstreckt und die Besuchenden von einem Raum zum anderen führt. Der Text, der gleichzeitig sein eigener langer Titel ist, spricht einzelne Objekte der Ausstellung an, die er begleitet, und bezieht weitere Erzählungen mit ein. In anderen Fällen verweist er auf seine eigene physische Anwesenheit als gezeichneter Wandtext und auf die Gegenwart der Besuchenden, die beim Gehen und Lesen des Textes in gewisser Weise selbst zu Performer*innen werden.

Anlässlich der Ausstellung wird ein Künstlerbuch in Form eines Romans bei Sternberg Press veröffentlicht. Geschrieben von Mathilde Supe nachdem sie 2013 als vierundzwanzigjährige Studentin nach New York City gezogen war, um Cytters Assistentin zu werden, Keren Cytter Does Not Like to Share schildert in diesem Logbuch der Abenteuer ihre Nöte und Lernprozesse (Erscheinungsdatum: September 2022).

Kuratiert von Eva Birkenstock und Holger Otten mit einem Ausstellungsdisplay von Milica Lopicic.

Festival: Cold Summer
Für das Eröffnungswochenende hat Keren Cytter eine Reihe von Künstlern, Dichtern und Musikern eingeladen, an dem Festival Cold Summer teilzunehmen, das im Rahmen von Cytters Organisation A.P.E. konzipiert wurde. Das Festival bietet Lesungen, Tanz- und Musikperformances von Dan Bodan, DECHA, Cosima Grand mit Milena Keller, Nicholas Vargelis, Karl Holmqvist, Marie-Caroline Hominal mit Joseph Ravens, Ari Benjamin Meyers mit Thomsen Merkel und Jan Terstegen, New Noveta x Vindicatrix und Mathilde Supe.

Keren Cytter studierte Bildende Kunst am Avni Institute of Art and Design, Tel Aviv, und war von 2002-2004 Stipendiatin bei De Ateliers, Amsterdam. Ihre Arbeiten wurden in Einzelausstellungen in international renommierten Institutionen gezeigt, wie dem Kunstmuseum Winterthur (2020), dem Center for Contemporary Art, Tel Aviv (2019), dem Museion Bolzano (2019), dem Museum of Contemporary Art, Chicago (2015), der Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2014), der Tate Modern, London (2012) und dem Stedelijk Museum Amsterdam (2011). Sie nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen teil, darunter Museum Angewandte Kunst, Frankfurt (2017); KADIST, Paris (2017); SeMA Seoul Museum of Art (2017); Busan Biennale (2016); Museum Brandhorst, München (2015); Kunsthalle Wien (2015); Moscow Museum of Modern Art (2011); Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2011); Witte de With, Rotterdam (2010); Van Abbemuseum, Eindhoven (2010); 8. Gwangju Biennale (2010), Future Generation Art Prize – PinchukArtCentre Kiev (2010); Whitney Museum, New York (2009); 53. Internationale Kunstausstellung, La Biennale di Venezia, (2009); Yokohama Triennial (2008). Ihre Filme wurden auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt, darunter Bolzano Film Festival (2019); European Media Arts Festival, Osnabrück (2018); Bergamo Film Festival (2016); Berlin International Film Festival, Forum Expanded (2008). Cytter wurde mit dem Joseph Guggenheim Memorial Foundation Fellowship (2021), Absolut Art Award, Stockholm (2009), Ars Viva Preis, Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft, Berlin (2008) ausgezeichnet.

Mit großzügiger Unterstützung der Kunststiftung NRW, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und der Jugend- und Kulturstiftung der Sparkasse Aachen.

Ludwig Forum Aachen
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