Im Kontext einer neuen Welle sozialer Bewegungen in den USA entstand in den 1970er Jahren der Begriff body politics. Er verweist darauf, dass Konzepte, Wahrnehmungsweisen und Praktiken von Körpern und damit auch Vorstellungen von Selbst und Gesellschaft einem sozialen und historischen Wandel unterliegen. Gemäß Peter und Irene Ludwigs Verständnis von Kunst als ein Spiegel ihrer jeweiligen Zeitgeschichte, untersucht diese Sammlungspräsentation, wie das Verhältnis von Körper und Politik in der US-amerikanischen Kunst der 1960er bis 1980er Jahre reflektiert wurde.
Schließlich handelt es sich um sehr bewegte Jahrzehnte mit unterschiedlichen politischen Vorzeichen während der Präsidentschaften von Kennedy, Johnson, Nixon, Ford, Carter und Reagan. So treffen wir in dieser Ausstellung auf kontrollierte und protestierende Körper, aber auch auf diskriminierte oder emanzipierte Körper. Allen künstlerischen Positionen ist hierbei gemeinsam, dass sie sehr aufmerksam beobachten, wie sich politische Prozesse von Macht und Unterdrückung, von Teilhabe und Ausschluss körperlich ausdrücken.
Neben zahlreichen Highlights wie der Supermarket Lady (1970) von Duane Hanson oder Grazing – Soup to Nuts, MGM, 1930 (1983) von Jean-Michel Basquiat, werden in der Ausstellung auch selten präsentierte Fotografien von Andy Warhol und Gary Winogrand sowie Videoarbeiten von Joan Jonas und Bruce Nauman gezeigt.
Kuratiert von Holger Otten
Ausstellungsdokumentation, Bodies and Politics. US-Kunst der 1960er bis 1980er Jahre, Foto: Carl Brunn