Modern Icons

Es gibt sie überall – Werbeikonen, Stilikonen, Ikonen der Popmusik und des Spitzensports, Ikonen der Revolution und des Widerstands. Der Journalismus spricht von einer Medienikone, wenn sich ein Foto besonders nachhaltig in das kollektive Bildgedächtnis einschreibt. Dabei ist die klassische, religiöse Ikone vor allem eines: der Ursprung der modernen Malerei. Die Klarheit der Darstellungsweise, die Reduktion auf das Wesentliche, die Typisierung und Wiederholung der Motive – der über Jahrhunderte streng tradierten Formenkanon historischer Heiligenbilder hallt bis in die zeitgenössischen Kunst nach.

Die Ausstellung Modern Icons zeigt am Beispiel der Malerei in der Sammlung Ludwig, wie vielfältig Künstler sich bis heute an der Idee der Ikone abarbeiten. Alte Idole werden dabei verehrt, verwandelt oder vernichtet. Gleichzeitig werden neue, moderne Ikonen erschaffen.

In drei Farbvariationen bringt Jiří Georg Dokoupil das Antlitz Christi auf riesige Leinwände und führt vor, wie die Aura des Heiligenbildes mit den Mitteln der modernen Malerei ihre Wirkmacht potenziert (Turiner Leichentuch, 1986). Chuck Close wählt für sein fotografisch anmutendes Porträt Richard (1969) das gleiche strenge frontale Kompositionsschema. Schon die Transformation in Malerei scheint den Dargestellten der Trivialität der fotografischen Vorlage zu entheben und gleichsam ikonisch aufzuladen. Auch die fünf jungen Männer in Jeans, Pulli und Lederjacke, die lässig an einer Bauabsperrung lehnen, wären ein fast alltäglicher Anblick, stünden sie uns in dem Bild Medici (1971) von Franz Gertsch nicht hyperrealistisch gemalt in vier mal sechs Metern Größe gegenüber. Die Popkultur bringt ihre eigenen Ikonen hervor: Stars, Comichelden, Sportler. Und schnell haben die Massenmedien einen eigenen Formenkanon für ihre Idole geschaffen, wie etwa die wasserstoff- blonden Haare weiblicher Filmstars, die Roy Lichtenstein in seinen comicartigen Gemälden der 1960er Jahre aufgreift. Motive und Darstellungsmuster werden so oft wiederholt und zitiert, bis sie sich zu Klischees verfestigen. Es ist zugleich irritierend und entlarvend, wenn Maler sich der massenmedialen Stereotypen bedienen, um etwa Fidel Castro als Werbefigur für ein US-Amerikanisches Parfum einzusetzen (José Angel Toirac, Eternity, 1996).

Vor allem kommunistische Regime machten sich die Wirkmacht religiöser Darstellungen zu Nutze. Für regimekritische Künstler aus Kuba, Osteuropa oder China waren diese „modernen Heiligen“ schwer zu ertragen. Sie holen zum ästhetischen Gegenschlag aus: Mit oft nur geringfügigen Verfremdungen wenden sie den übertrieben feierlichen Gestus der Staatskunst ins offensichtlich Ironische und geben ihn so der Lächerlichkeit preis (Eric Bulatov, Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, 1989).

Mit Werken von Chuck Close, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Jiří Georg Dokoupil, Franz Gertsch, Eric Bulatov, Bernd und Hilla Becher, Erró, u.a.

Kurator: Benjamin Dodenhoff

Video und Artikel mit Benjamin Dodenhoff über die Ausstellung Modern Icons

Modern Icons, Ausstellungsansichten

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Fotos: Carl Brunn / Ludwig Forum Aachen

 

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