Die Geschichte des Ludwig Forum
Die erste Präsentation der jungen amerikanischen Pop-Art-Szene in Aachen 1968 durch Peter und Irene Ludwig war ein wahrer Paukenschlag. Er führte zur Gründung der Neuen Galerie – Sammlung Ludwig, geleitet von Wolfgang Becker. Die Programmatik der Neuen Galerie und des späteren Ludwig Forum für Internationale Kunst war unmittelbar mit den oftmals kühnen Entwicklungsschritten der Sammlung Ludwig verbunden. Durch die Begeisterung des Sammlers für den „unmittelbaren Ausdruck eines generationsbedingten Lebensgefühls“ fanden später weltberühmt gewordene Werke u. a. von Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Duane Hanson und Chuck Close ihren Platz in der Sammlung.
Ende der 1970er-Jahre wandten Sammler und Museum sich den osteuropäischen Kulturregionen zu. Die Unruhe der fundamentalen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen schlug sich in einer ungewöhnlich intensiven künstlerischen Kreativität nieder, die es zu beobachten galt. Immer wieder wurde nun Kunst aus „West“ und „Ost“ miteinander konfrontiert und kombiniert. Werke von Baselitz und Ebersbach standen einander gegenüber, sozialistischer Realismus und Neue Wilde, wie auch Werke aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien und der UdSSR den Arbeiten aus Westdeutschland, Frankreich und Italien begegneten. Eine dauerhafte Kooperation mit den jeweiligen Ländern sollten die Neugründungen der Ludwig Museen in Oberhausen, Koblenz und Wien sowie in Budapest und St. Petersburg garantieren. In Aachen fand die enorm gewachsene Sammlung neue Räume im Ludwig Forum für Internationale Kunst, das 1991 eröffnet wurde.
Der Blick war nun frei für eine globale Kunstbetrachtung. Erste Verhandlungen über Ankaufsmöglichkeiten kubanischer Kunst in den frühen 1990er-Jahren führten zu umfangreichen Präsentationen kubanischer und lateinamerikanischer Kunst. Die neu gegründete Ludwig Stiftung in Havanna war dabei ein wichtiger Partner. 1996 – mit der Gründung eines weiteren Ludwig Museums in Peking – wurde die Basis für einen kontinuierlichen Austausch mit China geschaffen. Das Ludwig Forum Aachen reagierte mit einer Reihe von Ausstellungen mit Künstler*innen aus China, Taiwan, Korea, Japan und Indonesien. Hinzu kam die Präsentation der Neuankäufe aus China, die damit ihren ständigen Platz in der Sammlung fanden.
Heute präsentieren sich die Sammlung und das Potenzial des Ludwig Forum Aachen als Kaleidoskop einer Welt, die in den letzten 30 Jahren in inhomogenen Entwicklungsschüben zusammengerückt ist. Ihre Stärke ist der vorurteilsfreie Zugang zu wichtigen Kunstwerken aus fünf Kulturregionen: Europa, Nordamerika, Osteuropa, Lateinamerika und Asien.